Pfarrer Reto Studer

von Dominik Schmid

Reto Studer amtet seit bald 10 Jahren als Pfarrer im aargauischen Kelleramt. Daneben ist er ehrenamtlich als Friedensrichter und als Sprecher beim «Wort zum Sonntag» tätig. Wie er zu seinen Themen kommt und wie die verschiedenen Arbeitsfelder zusammenhängen, erzählt er im Gespräch.


Reto Studer ist seit Herbst 2015 Gemeindepfarrer in der reformierten Kirche Kelleramt (AG). Seine Kirchgemeinde umfasst sechs Dörfer und ist im ursprünglich katholisch geprägten Gebiet stark ökumenisch vernetzt. «Vernetzt» ist auch der engagierte Pfarrer. Ausserberuflich betätigt sich der parteilose Studer seit anderthalb Jahren als Friedensrichter. Da vermittelt er bei zivilrechtlichen Streitigkeiten. Das Ziel: den Parteien den Gang vor das Gericht ersparen. Es geht etwa um Erb- und Nachbarschaftsstreitigkeien , aber auch um Rechnungen, die nicht bezahlt wurden. Gerade bei  Auseinandersetzungen zwischen Menschen, die sich privat kennen, gehe es oft nur vordergründig um Geld oder Heckenhöhen. Das sei häufig nur der Anlass zur Klage, nicht aber der eigentliche Grund. «Menschen wollen angehört werden, wir müssen Sorgen teilen können.» Das Lebensmotto von Reto Studer ist «Vermitteln».


Solche Themen greift er auch beim «Wort zum Sonntag» (SRF 1) auf. Vor rund einem Jahr wurde er von SRF angefragt. Begeistert erzählt er vom Auswahlprozess, in dem er nebst Probe-Texten auch spontane Botschaften vor der Kamera präsentieren sollte. Auf die Zusage folgte ein dreitägiges Ausbildungsseminar. Seit Oktober gehört er nun zum SprecherInnen-Team. Kein kleiner Aufwand: «Fürs Ideensammeln, Texten und Auswendiglernen wende ich pro Beitrag rund 15 bis 20 Stunden auf – für vier Minuten Sendezeit. » Die Ideen dazu kommen Studer im Alltag: wenn er über den
Wert des Zuhörens nachdenkt oder seiner Tochter aus der Geschichte von «Jim Knopf» vorliest; wenn er die Schattenseiten von Weihnachten
wahrnimmt, über das Wörtchen «eigentlich » philosophiert – oder wenn er nachts wachliegt, weil ihm die Nachrichtenlage keine Ruhe lässt.

Sein Ansatz: aus einer Grundhaltung heraus erzählen, die den Glauben zwar in sich trägt, diesen aber nicht zwingend explizit machen muss. Die Sendung soll alle Menschen ansprechen, auch Menschen, die keinen oder einen anderen Glauben haben. Ob ein Bibelzitat sein «muss» oder nicht, wägt er deshalb immer wieder neu ab. Damit macht er gute Erfahrungen: «Die berührendsten Rückmeldungen kommen von Zuschauenden, die an mir gerade diese Zurückhaltung schätzen. Und die mir darauf vertrauensvoll aus ihrem Leben erzählen.» Auch da geht es Studer ums Zuhören und ums Verständnis
füreinander. «Das ‹Einander-Zuhören› ist in der aktuellen Weltlage wichtiger denn je!»

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