Kirchenratspräsidentin Esther Straub

von Dominik Schmid

Im November 2023 wurde Esther Straub zur neuen Kirchenratspräsidentin der Reformierten Kirche Kanton Zürich gewählt. Zuvor war sie bereits zwanzig Jahre Pfarrerin, acht Jahre Kirchenrätin und engagierte sich neun Jahre auch politisch in der SP als Gemeinderätin der Stadt Zürich sowie acht Jahre im Kantonsrat.


Bereits mit 13 Jahren wollte Esther Straub Pfarrerin werden. Nach dem Uni-Abschluss
und der Ordination zur reformierten Pfarrerin blieb sie aber erst an der Uni für eine Dissertation über das Johannesevangelium. Die Theologie, die sie in ihrer Auseinandersetzung mit Johannes und Paulus entdeckte, prägt auch ihre kirchliche und politische Arbeit: Wichtig ist ihr die Begegnung mit dem Gekreuzigten im Hier und Jetzt, Gott als Erfahrung mitten im Leben. Statt auf ein Jenseits zu vertrösten, geht es Esther Straub um die verändernde Kraft
des Glaubens. Die Arbeit am nahegekommenen Reich Gottes treibt sie um. Christi Leib erhalte dort sicht- und greifbare Gestalt, wo der Glaube Menschen bewege, füreinander da zu sein. «Wenn Jesus sagt, er sei das Brot des Lebens, dann heisst das auch, dass jene Menschen, denen das tägliche Brot fehlt, von der Erfahrung ausgeschlossen sind, Gottes Wirklichkeit zu begegnen.»


Soziales Engagement ist Esther Straub wichtig. «Als Christin will ich mich für Gesellschaft und Schöpfung einsetzen.» Darum trat Esther Straub 1999 der SP bei und kandidierte 2006 für den Gemeinderat der Stadt Zürich. Sie wurde gewählt. Neun Jahre politisierte sie für diese Werte im Stadtparlament und sammelte Erfahrung in der Geschäftsprüfungskommission und der Finanzkommission. 2015 wurde sie im Frühjahr in den Kantonsrat gewählt, im Herbst wählte sie die Synode als Kandidatin der Religiössozialen Fraktion in den Kirchenrat. Pfarrerin blieb sie.


Nach acht Jahren im Kantonsrat und im Kirchenrat entschied sie sich, beide Mandate niederzulegen. Politisch und kirchlich sehr gut vernetzt stellte sie sich als Kirchenratspräsidentin zur Verfügung. Die Religiös-soziale Fraktion nominierte sie zur Wahl. Mit einem Glanzresultat wurde Esther Straub als erste Frau seit Huldrych Zwingli in dieses Amt gewählt.

Gegen aussen hat sie als Kirchenratspräsidentin repräsentative Aufgaben. Gegen innen sieht sie sich hingegen eher als Moderatorin. Das kirchliche Leben könne nicht von oben nach unten hierarchisch vorgegeben, sondern müsse von der Basis getragen werden. Die Vielfalt innerhalb der reformierten Kirche ist ihrer Meinung nach ein grosser Gewinn. Es braucht unterschiedliche Profile – die gemeinsam unterwegs sind. Eine lebendige Kirche funktioniert nur, wenn den Menschen vor Ort die Möglichkeit gegeben wird, Verantwortung zu tragen. Darum ist Esther Straub auch eine Verfechterin von Föderalismus, Behördenstruktur und Volkswahl der Pfarrpersonen. Die Kirchenglieder sollen in ihrem Glauben und ihrer Vision für die Kirche befähigt und unterstützt werden. So kann die Kirche ihre Vielfalt leben mit Blick auf den, der alles eint: Jesus Christus.

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